29. November 2024
Durchführung von Versuchen zur Schaffung einer Ablagerungsmöglichkeit von PFAS-belastetem Bodenmaterial auf Deponien
Die AGR mbH plant auf der ZDE die Durchführung von Versuchen zur Schaffung einer Ablagerungsmöglichkeit von PFAS-belastetem Bodenmaterial auf Deponien.
Fragen und Antworten
1.1. Warum führt die AGR den Versuch durch?
Die AGR möchte eine Ablagerungsmöglichkeit von PFAS-belasteten Böden auf Deponien schaffen. Es ist davon auszugehen, dass belastete Bodenmaterialien zukünftig vermehrt einer Beseitigung auf Deponien zugeführt werden müssen.
Wir möchten mit unserem Versuch eine nachhaltige und sichere Möglichkeit schaffen und unserer Verantwortung als Teil der Daseinsvorsorge gerecht werden.
1.2. Worum geht es in dem Versuch?
Auf der ZD Emscherbruch soll die Wirksamkeit einer Sorptionsmatte für die In-situ-Entfernung von PFAS aus migrierendem Sickerwasser nachgewiesen werden. Hierzu soll diese Sorptionsmatte in einem Monobereich, welcher mit PFAS-belastetem Boden beschickt wird, eingebaut werden. Die PFAS-Verbindungen werden mit Hilfe von Ionenaustauschern und Adsorption in der Matte gebunden und somit dem Stoffkreislauf entzogen. Das Sickerwasser kann den Schadstofffilter ungehindert passieren und wird über eine Drainage abgeleitet. Im Versuchsfeld soll darüber hinaus untersucht werden, inwieweit die PFAS-Sorptionsmatten in der Lage sind, die PFAS dauerhaft zu binden.
1.3. Wie ist der zeitliche Ablauf?
Die Versuche sollen über einen Zeitraum von 6 bis maximal 9 Monaten durchgeführt werden.
Voraussetzung für den Beginn des Versuchs ist die Verfügbarkeit einer für den Versuchsaufbau ausreichenden Menge von PFAS-belasteten Böden.
1.4. Was passiert nach Abschluss des Versuchs?
Zum Abschluss der Feldversuche erhält das Versuchsfeld eine Oberflächenabdeckung, um den Zutritt von weiterem Niederschlagswasser zu verhindern.
Neben der Basisabdichtung und der Oberflächenabdeckung ist die Sorptionsmatte dann eine weitere Sicherung, um den Untergrund (Deponiekörper) dauerhaft gegen eine Schadstoffausbreitung zu schützen. Sämtliche eingebauten Materialien und demzufolge auch Schadstoffe werden dauerhaft verkapselt (= evakuiert) gelagert. Dadurch wird ein bewegliches Austreten der Schadstoffe in die Umwelt vermieden. Die Fassung des Sickerwassers und dessen Analyse wird so lange durchgeführt, wie Sickerwasser aus dem Versuchsfeld austritt.
1.5. Wie werden die Ergebnisse dokumentiert?
Die Ergebnisse werden in einem Abschlussbericht dokumentiert und bewertet und der BezReg Münster vorgelegt. Auf Grundlage der im Abschlussbericht vorgestellten Ergebnisse wird dann ein abschließendes Konzept erarbeitet.
1.6. Wie ist der Stand des Genehmigungsverfahrens für den Versuch?
Am 17.09.2024 hat die AGR bei der BezReg Münster „Anzeige gemäß § 35 Abs. 4 KrWG zur Durchführung von Versuchen zur Schaffung einer Ablagerungsmöglichkeit von PFAS-belastetem Bodenmaterial auf Deponien“ gestellt. Mit Schreiben vom 25.10.2024 hat die BezReg Münster die Anzeige bestätigt und als Prüfergebnis mitgeteilt, dass der Versuch keine wesentliche Änderung im Sinne § 35 KrWG darstellt, keine nachteiligen Auswirkungen auf die Umwelt, die Bevölkerung oder der Mitarbeiter vor Ort zu erwarten sind.
Auch das LANUV NRW hat eine positive Stellungnahme zu dem Vorhaben abgegeben.
1.7. Auf welcher rechtlichen Grundlage findet der Versuch statt?
Der Leitfaden zur PFAS-Bewertung des BMUV gibt eine Empfehlung zum Umgang mit PFAS-belasteten Böden. In diesem Leitfaden (Stand 21.02.2022) ist beschrieben, dass Bodenmaterial, welches einen Orientierungswert von PFASgesamt >100 µg/l aufweist, bei Einhaltung der Zuordnungswerte der DepV auf Deponien der Klasse 1 abgelagert werden kann. Voraussetzung dafür ist eine geeignete Sickerwasserbehandlung, mit der die PFAS-Verbindungen nachhaltig aus dem Stoffkreislauf ausgeschleust werden können.
Darüber hinaus kann gemäß PFAS-Leitfaden die Ablagerung in einem Monobereich mit getrennter Sickerwasserfassung und -ableitung in Betracht gezogen werden, um PFAS-Verbindungen dem Stoffkreislauf zu entziehen.
1.8. Sind durch den Versuch Auswirkungen auf die Umgebung oder die Umwelt zu erwarten?
Es sind keine nachteiligen Auswirkungen auf die Umwelt, die Anwohner oder die Mitarbeiter vor Ort zu erwarten. Dieses wurde durch die BezReg bestätigt (s.o. Punkt 1.6)
In einer Stellungnahme bewertet das LANUV NRW unser Vorhaben positiv. Jede Überlegung zur umweltverträglichen Ablagerung von PFAS-belastetem Bodenmaterial sei sehr zu begrüßen, weil sie einen Beitrag zur gegenwärtig schwierigen Entsorgungssituation leisten kann.
1.9. Wie stellen Sie sicher, dass es keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt geben wird?
Es werden ca. 1.000 m³ Material in einem mit einer Kunststoffbahn (KDB) basisabgedichteten Versuchsfeld abgelagert. Die Sickerwässer werden erfasst, analysiert und über zwei separate mobile Adsorbereinheiten gereinigt. Im Anschluss erfolgt über die Rückführung in den Deponiekörper die Zuführung zur Sickerwasserbehandlungsanlage.
Nach Abschluss des Versuchs wird das Versuchsfeld mit einer 1,5 mm starken KDB und 30 cm bindigem Bodenmaterial verschlossen.
Die Sickerwassererfassung wird fortgeführt, bis kein Sickerwasser mehr aus dem Testfeld austritt. Zusätzlich ist der Bereich über die Basisabdichtung der Deponie und langfristig über die Oberflächenabdichtung der Deponie zusätzlich gesichert. Eine Beeinträchtigung des Grundwassers ist daher nicht zu erwarten.
1.10. Wo genau findet der Versuch auf der Deponie statt?
Das Versuchsfeld liegt im DK III-Bereich der ZDE.
1.11. Wie groß wird das Versuchsfeld sein?
Das Versuchsfeld hat eine Kapazität von ca. 1.000 m³. Für das Versuchsfeld werden zwei Bereiche auf einer Fläche von jeweils 30m x 10m errichtet.
Die gesamte Mulde wird mit einer Basisabdichtung ausgekleidet.
1.12. Was ist eine Sorptionsmatte?
Eingesetzt wird die Sorptionsmatte „Tektoseal Active PFAS“ der Firma Huesker.
Die PFAS-Verbindungen werden mit Hilfe von Ionenaustauschern und Adsorption in der Matte gebunden und so dem Stoffkreislauf entzogen.
Die Aktivschicht der Sorptionsmatte besteht aus einem Gemisch aus einer speziellen Aktivkohle sowie einem PFAS-selektiven Ionentauscher. Diese Kombination führte in vorab durchgeführten Labor- und Feldversuchen des Herstellers bereits zu sehr guten Ergebnissen bei der In-situ-Behandlung von Sickerwasser aus belasteten Böden. Weitere im Deponat gelöste Inhaltsstoffe können die Leistung der Sorbenten aber grundsätzlich beeinflussen. Insofern ist der Pilotversuch hilfreich, um die Reinigungsleistung im realen Anwendungsfall zu prüfen und zu bewerten.
1.13. Welche zuständigen Behörden und Institutionen begleiten den Versuch?
Der gesamte Pilotversuch wird unter behördlicher und wissenschaftlicher Begleitung durchgeführt. Wir stehen in engem Austausch mit der BezReg Münster und dem LANUV NRW. Darüber hinaus begleitet die Hochschule Ruhr-West den Versuch in wissenschaftlicher Hinsicht.
In einer Stellungnahme bewertet das LANUV NRW unser Vorhaben positiv. Jede Überlegung zur umweltverträglichen Ablagerung von PFAS-belastetem Bodenmaterial sei sehr zu begrüßen, weil sie einen Beitrag zur gegenwärtig schwierigen Entsorgungssituation leisten kann.
1.14. Ändert sich durch den Versuch die genehmigte Kapazität der Deponie?
Die genehmigte Kapazität der Deponie ändert sich durch den geplanten Versuch nicht.
1.15. Bei einem positiven Verlauf – werden PFAS belastete Böden dann auch auf an anderen Standorten in Deutschland deponiert?
Grundsätzlich wären die Ergebnisse unseres Versuchs auch auf andere Deponiestandorte in Deutschland übertragbar. Aufgrund der in Deutschland regional geregelten Abfallentsorgung wäre es sinnvoll, wenn auch andere Deponiebetreiber in anderen Regionen Deutschlands von dieser Erfahrung profitieren.
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